Viele Menschen fühlen sich durch ihre Berufstätigkeit gestresst. Am Wochenende setzen sie sich zusätzlich selbst unter Druck, um das Optimum aus der kostbaren Frei-Zeit herauszuholen und wundern sich, dass sie sich „trotz größter Anstrengung“ nicht mehr erholen.
Der optimierte Mensch hat es verlernt, einfach nur zu sein. Herumzutrödeln, zu schlendern, sich für die Betrachtung einer Pflanze, eines Tiers oder eines Gegenstandes Zeit zu nehmen und dafür ganz genau hinzusehen. Sich auf den Boden zu legen und in die Baumwipfel oder den Himmel zu schauen. Einfach so. Ohne Kamera. Ohne Zweck. Ohne Jagd nach dem perfekten Bild.
Die meisten Kinder können es noch: sich vertiefen und staunen.
Mit meiner „Auszeit im Wald“ möchte ich erwachsenen Menschen diese kindliche Herangehensweise wieder nahebringen. Sie sollen innehalten, ganz bewusst alle Sinne weit öffnen, die Zeit vergessen, auch mal die Perspektive wechseln, auf Entdeckungsreise gehen, Überraschungen erleben und darüber staunen, wie vielfältig und voller Wunder die Natur direkt vor ihrer Haustüre ist.
Das Schlendern im Wald soll die Kursteilnehmer:innen auch körperlich spürbar aus der Hektik des Alltags herauslösen und zur Entschleunigung beitragen. Pause machen, rasten und sich in der Kunst des Nichts-Tuns üben, darf sein.
Achtsamkeitsübungen, wie eine kurze Atemmeditation oder sanfte Bewegungen tragen dazu bei, in den eigenen Körper hinein zu spüren. Die Teilnehmenden sind dann ganz bei sich, im Hier und Jetzt, im gegenwärtigen Moment und können die Gedanken an den Alltag leichter loslassen.
Wer möchte, darf kreativ werden und kleine Kunstwerke aus Bestandteilen des Waldes herstellen, wer das nicht möchte hat alternativ Zeit für sich oder für die Beobachtung der Natur.
Wir werden das Schlendern wieder erlernen, Einzel- und Partnerübungen zu den fünf bis sieben Sinnen durchführen, Achtsamkeitsübungen praktizieren, aber auch einfach nur „sein“.
Es ist angedacht, dass das dreistündige Angebot AUSZEIT IM WALD, etwa alle 6-8-Wochen stattfindet, mit unterschiedlichen Übungen. Die Kurse bauen nicht aufeinander auf, sie können auch einzeln gebucht werden. Trotzdem sind sie abwechslungsreich genug, sodass man gut fortlaufend daran teilnehmen kann.
Siehe Kurse und andere Angebote → WALDBADEN - AUSZEIT IM WALD
Aufgewachsen bin ich im Schwarzwald. Dort wurde ich als Kind fast täglich von meinen Großeltern zum Spazierengehen mit in den Wald genommen. Dadurch habe ich eine tiefe Bindung zum Wald entwickelt.
Das Gehen auf dem weichen Waldboden oder über Moos war herrlich. Das Sammeln von Steinen, Tannen- und Kiefernzapfen, Kastanien, Pilzen oder Heidelbeeren – es gab immer etwas zu entdecken; nie war es langweilig. Manchmal besuchten wir ein Wildgehege, wo wir die Rehe und Damhirsche beobachten konnten oder eine Quelle im Wald, deren Wasser besonders köstlich schmeckte. Spielerisch lernte ich die Tiere und Geräusche des Waldes kennen: Eichhörnchen, Ameisen, Eichelhäher, Käuzchen, Kuckuck, Specht.
Der Geruch von Moos, Harz und Kiefernnadeln oder das Rauschen von Bäumen im Wind löst in mir noch immer ein wohliges Gefühl von Geborgenheit, Unbeschwertheit und Daheimsein aus.
In 2006 war ich fünf Wochen unterwegs auf dem Jakobsweg und habe gemerkt, wie gut mir der Aufenthalt in der freien Natur tut, sei es bei Sonnenschein oder bei Nieselregen.
Auch heute verbringe ich gerne viel Zeit im Wald. So hat die Singgruppe, zu der ich gehöre, die ganze Corona-Zeit hindurch im Freien im Wald gesungen, als es in Innenräumen verboten war. Das hat uns so gut gefallen, dass wir es immer noch beibehalten haben, auch wenn das Singen im Raum längst wieder erlaubt ist. Der Wald hat eine wunderbare Akustik, an manchen Stellen klingt es wie in einer Kathedrale.
Der obligatorische Sonntagsspaziergang, der sich immer mehr vom klassischen Spazierengehen hin zum Waldbad entwickelt, führt mich oft ins Bergedorfer Gehölz, in den Sachsenwald oder an die Elbe zu den Auenwäldern. Wald tut mir einfach gut!
Der Begriff „Waldbaden“ / „Shinrin Yoku“ wurde 1982 in Japan geprägt. „Shinrin“ bedeutet „Wald“, „Yoku“ bedeutet „Baden“ oder auch „heilen“. „Shinrin Yoku“ bezeichnet also das „Baden im Wald“, bei dem der Wald mit allen Sinnen wahrgenommen wird.
Die heilende Wirkung des Waldes wird in Japan seit 2004 wissenschaftlich erforscht. Man fand heraus, dass Waldbaden
In Japan kann Waldbaden auf Rezept verschrieben werden. Es gibt dort mittlerweile 62 zertifizierte Waldtherapie-Zentren; in Deutschland sind bereits in Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen Kur- und Heilwälder ausgewiesen, in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ist die Ausweisung von Heilwäldern in Planung.
Grund für die Heilwirkung des Waldes ist zum einen die Waldluft. Die Blätter oder Nadeln der Bäume filtern Staubpartikel aus der Luft und reichern sie zusätzlich mit Sauerstoff an. Im Vergleich zur Stadt enthält Waldluft 90 % weniger Staubpartikel.
Auch die im Wald vorherrschenden Farben Grün und Braun, haben einen beruhigenden Einfluss auf das vegetative Nervensystem und eine stressreduzierende Wirkung.
Hinzu kommt noch, dass der Wald durch die große Oberfläche der Blätter oder Nadeln den meisten Lärm schluckt, sodass eine Geräuschkulisse vorherrscht, die als angenehm ruhig empfunden wird. Auch die geringe Lichtintensität ist wohltuend für reizüberflutete Menschen.
Im medizinischen Sinne heilsame Substanzen in der Waldluft sind die Phytonzide. Hierbei handelt es sich um Stoffe, die von Pflanzen produziert werden. Nadelbäume bilden besonders viele Phytonzide, sie werden aber auch von Laubbäumen an die Umgebung abgegeben. Hauptbestandteil der Phytonzide sind die Terpene.
Diese können ganz unterschiedliche Funktionen haben:
Mithilfe der Terpene können die Bäume untereinander und mit Pilzen kommunizieren und ihre Artgenossen vor Schädlingsbefall warnen. Einige Terpene wirken als Pheromone: sie locken Insekten an, die Schädlinge bekämpfen. Terpene können auch als Bitterstoffe in die Blätter oder Nadeln gesandt werden, um diese für Fressfeinde ungenießbar zu machen. Bei starker Sonneneinstrahlung senden Bäume Terpene als Schutz aus; sie hängen dann als blauer Dunst über dem Wald.
Terpene wirken antimikrobiell, sie sind gut für unser Immunsystem, sie bilden den Hauptbestandteil der ätherischen Öle der Pflanzen und duften wunderbar „nach Wald“. Sie kommen in der Waldluft am häufigsten in einer Höhe zwischen 1 und 2 Metern vor, also genau auf unserer „Nasenhöhe“.
Ein Aufenthalt im Wald ist erfrischend für Körper, Geist und Seele.
Die Kursteilnehmer:innen profitieren ganzheitlich, auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene von einer Auszeit im Wald.
Dies geschieht durch:
Durch Waldbaden kommt man zur Ruhe und findet vielleicht auch wieder ein bisschen mehr zu sich selbst. Man kann im Wald die alltäglichen Sorgen und Gedankenkreise loslassen und wieder Kraft schöpfen, so wie es Menschen seit jeher getan haben.